Eigentlich müsste man denken, dass nach mehr als einem Jahr nach Produkteinführung die schlimmsten Kinderkrankheiten überwunden sind. Ich habe (direkt nach der Einführung) die D7000 schon als Fehlentwicklung abgestempelt und wollte mich nicht mehr mit ihr beschäftigen – aber nun stand ein neuer Kamerakauf an und ich musste mich entscheiden. Immerhin war meine D80 schon 4 Jahre alt. Zwar hatte sie erst circa 30.000 Klicks, aber irgendwie hat man schon ab und an das Bedürfnis nach etwas Neuem und ich wollte auch mal ein Foto über ISO 800 machen ohne das es mir kalt den Rücken runter läuft.
So habe ich Anfangs zwischen D90 und D300s geschwankt. Diese beiden wollten aber irgendwie nicht in allen Bereichen meine Erwartungen erfüllen. Ein Mix aus beiden hätte mir am besten gefallen. Preislich ist es natürlich eine Welt zwischen den beiden – aber es sollte mir doch einiges Wert sein und so stelle ich den finanziellen Aspekt erstmal in den Hintergrund und wollte Fakten entscheiden lassen. Immerhin begleitet einen ein Body einige Jahre (hoffentlich). Nach etlichem hin und her ist mir erst dann wieder die D7000 in den Sinn gekommen. Diese war zu dem Zeitpunkt neu günstiger als die D300s gebraucht – was gab es schon zu verlieren?Ich hatte das Lesen von etlichen Reviews und vergleichen Satt. Probieren konnte man es ja mal. Außerdem war meine alte D80 schon verkauft und ich musste etwas neues haben – ohne Kamera fühlen sich die ganzen Objektive ja sehr einsam – außerdem fühlt man sich selbst sehr … nennen wir es nackt.
Und da war er nun – der große Tag. Ich wurde benachrichtigt das eine neue Lieferung in der Packstation bereit liegt und habe direkt früher Feierabend gemacht. Ein halbe Stunde später hielt ich sie schon in den Händen. Erster Eindruck: Wahnsinnig cool! Sie fühlt sich viel wertiger und stabiler an als meine alte D80 (wovon ich natürlich schon gelesen hatte). Haptisch wirklich ein Traum! Wenige Stunden später wurde eine neue Firmware im Netz veröffentlicht und ich habe sie direkt aufgespielt. Soweit alles super. Der Einstieg fällt wirklich leicht wenn man schon eine Nikon hatte – man vermutet (fast) alles da wo man es gewohnt ist und kommt mit den Basics recht schnell zurecht. Das Handbuch ist heute noch eingeschweißt (ok, ich habe die PDF-Version geladen) und ich kam nach 2-3 Tagen perfekt klar.
Doch dann sollte es passieren: Die große Ernüchterung. Nach einigen Fotos stellte ich fest: Alle nicht wirklich scharf. Und ich denke: Ich kann eigentlich mit einer Kamera umgehen. Also Objektiv gewechselt und gemerkt: Selbes Problem. Diagnose: Backfokus. Auch die AF-Feinjustierung in der Kamera (welche übrigens ein tolles Feature ist) brachte kein zufriedenstellendes Ergebnis. Anschließend alle Foren durchgewühlt und viel gelesen. Eine AF-Justierung sei fällig und wurde von etlichen Lesern schon erfolgreich durchgeführt.
Leider muss man die Kamera dafür einschicken (logisch!). Gesagt, getan. Drei Wochen nach Erhalt und nicht einmal 200 Fotos (macht so wirklich keinen Spaß) ging die D7000 also zu Nikon nach Norderstedt (Hamburg).
Wenige Tage später erhielt ich den Einlieferungsbescheid. Dann ist lange nichts passiert. Lag sicher auch daran, dass Weihnachten vor der Tür stand.
Nach gut 3 Wochen dann die Nachricht: Kamera fertig und auf dem Rückweg. Leider mit UPS. Naja, also wieder etwas eher Feierabend gemacht und gewartet. Als sie eintraf habe ich sie erstmal aufwärmen lassen und direkt einige Fotos gemacht. Und ich muss sagen: Gute Arbeit! Der Fokus sitzt perfekt. Und das alles ohne einen Euro zu bezahlen – es lebe die Garantie. Andernfalls hätte ich sie erneut eingeschickt.
Ich hatte etwas Sorge, dass mein geliebtes Sigma 50mm 1.4 EX DG HSM weiterhin Probleme macht (davon habe ich ebenfalls gelesen). Aber auch hier: Perfekter Fokus!
Ich frage mich warum man eine Kamera für fast tausend Euro erst zum Service schicken muss damit der Fokus passt. Da hätte ich von der Endkontrolle Seitens Nikon etwas mehr erwartet in dem Preissegment. Mit meiner D80 hatte ich nicht solche Probleme (und die war günstiger).
Also konnte das wirkliche Fotografieren beginnen. Endlich keine Testcharts mehr und keine Fokustests – das frisst einen wirklich auf und man kann sich verrückt machen!
Und: Der oft angepriesene FX-Killer ist hier noch nicht im Consumer-Bereich angekommen. Zwar gibt bei aktivierter Rauschreduzierung ziemlich rauschfreie Ergebnisse, aber diese sehen dafür auch verwaschener aus als beispielsweise bei einer D700 (die aber locker mal das doppelte kostet). Ohne Rauschreduzierung sind beiden doch noch ein Stück auseinander – aber das habe ich auch nicht erwartet.
Sehr gut gefällt mir auch der 100%-Sucher. So muss man nichtmehr so sehr nachdenken was noch hinter dem Sichtfeld liegt und später eventuell noch Schneiden, sondern sieht direkt alles was man fotografiert. Mehr Luxus als wirklich ein Kaufargument (für mich persönlich) – aber für manche sicher unabdingbar.
Eine der größten Änderungen ist sicher das neue Moduswahlrad. Dieses ist in zwei Teile gesplittet: Oben hat man die normalen Motivprogramme zur Verfügung und etwas tiefer dreht sich darunter nochmals ein weiteres Rad an dem man schnell an zusätzliche Funktionen kommt. Beispielsweise Serienbildfunktion, Quiet-Mode (welcher übrigens richtig genial ist), Funkauslöser, Spiegelvorauslösung, etc. Man gewöhnt sich sehr schnell daran und möchte es nicht mehr missen. Es spart einen sehr häufig den Weg ins Menü.
Die (für mich) gewöhnungsbedürftigste Funktion war die neue AF-Taste. Diese befindet sich nun seitlich AUF dem Wahlschalter (den man schon von der D80/D90 kennt). Bei gedrückter Taste kann man mit dem hinteren Einstellrad zwischen AF-A, AF-S und AF-C wechseln. Das vordere Einstellrad entscheidet ob man selbst den AF-Punkt wählen möchte oder ob es der Kamera überlassen wird (was ich übrigens nie nutze).
Die D7000 hat insgesamt 39 Autofokus-Messfelder, 9 davon sind Kreuzsensoren. Darüber kann man sich nun streiten – viele Fotografen nutzen ja nur das mittlere und Schwenken nach der Fokussierung die Kamera zum gewünschten Bildausschnitt.
Würde ich von der D90 zur D7000 wechseln? Nein. Aber das hängt nicht zuletzt vom persönlichen Geschmack und fotografischen Vorzügen ab. Das ganz große Plus ist natürlich die besseren High-ISO-Ergebnisse. 16 Megapixel brauche ich persönlich wirklich nicht – 12 sind völlig ausreichend. Da ist auch schnell das Argument mit 2 Speicherkartenslots dahin – denn 8GB sind bei RAW-Fotografie mit der D7000 nicht mehr viel. Hier kommen gerne 24MB pro Foto zu Stande. Bei der D80 habe ich ca. 450 auf eine 8GB Karte bekommen – nun sind es (von der Kamera angezeigt) 220. Die genaue Anzahl kann natürlich leicht variieren.
Ich würde sie jedenfalls jederzeit wieder kaufen und bin rundum glücklich über den Umstieg.